100 Jahre Benzin in Helpup | nw.de

2022-09-23 21:52:31 By : Mr. Lucas J

Die Aral-Tankstelle an der B 66 feiert ein besonderes Jubiläum. Das Unternehmen Siekmann & Koch ist immer noch breit aufgestellt.

Oerlinghausen. Der Sprit ist knapp, und der Weg ist weit von Detmold nach Bielefeld. Es gibt genau eine Tankstelle zwischen den beiden Städten und die liegt – in Helpup. So war es, als vor 100 Jahren Wilhelm Siekmann die Tankstelle eröffnete – damals noch an der Lageschen Straße. Und die Technik war damals auch noch eher rustikal: die Zapfsäulen hatten eine Handpumpe.

Volker Siekmann, der heutige Geschäftsführer der Siekmann & Koch GmbH erinnert sich: „Wenn mein Opa unterwegs war, er hatte neben der Tankstelle auch noch eine Spedition, dann ist auch spät abends meine Oma Mathilde rausgelaufen und hat die Autos betankt – mit der Handpumpe.“ Das Benzin damals kam von BP-Olex. Olex war die Aktiengesellschaft für österreichische und ungarische Mineralölprodukte. Der Firmengründer Wilhelm Siekmann hatte die Zeichen der Zeit erkannt und sie genutzt. Das Geschäft florierte.

Siekmann erwarb ein 10.000 Quadratmeter großes Grundstück an der heutigen B 66 und machte den ehemaligen Steinbruch über einige Jahre hinweg bebaubar. 1952, 30 Jahre nach der Gründung der Firma, wurde der Firmensitz an die B 66 verlegt, wo die Firma heute noch ihren Sitz hat.

Aus Olex wurde irgendwann BP, und die Mitarbeiterinnen hatten uniforme Kleidung zu tragen. Auch am neuen Standort gab es eine Spedition und eine Kfz-Werkstatt. Vor allem aber gab es dort eine Raststätte. Die Fernfahrer wussten die Qualität zu schätzen und wurden zu Stammgästen. „Sogar einen Stammtisch gab es“, sagt Volker Siekmann. Der Stammtisch ist lange Geschichte. „Die Fernfahrer haben heute keine Zeit mehr“, sagt Siekmann. Der Druck sei gewaltig geworden. Hinzu käme, dass viele Fernfahrer aus Osteuropa kämen. „Die schicken jeden Cent nach Hause und machen sich auf den Rastplätzen über Campingkochern ihre Konserven warm.“

Trotzdem hat er sich vor einiger Zeit noch einmal über die kleine Raststätte hergemacht: Jetzt steht dort das alte DKW-Motorrad seines Großvaters und daneben eine Zapfsäule für Treibstoffgemisch für Zweitakter. Auch das gibt es heute nicht mehr. Bei modernen Zweitaktern wird Benzin und Öl separat getankt und direkt vermischt.

In den 100 Jahren ihres Bestehens hat die Tankstelle natürlich auch schwierigere Zeiten durchgemacht. Doch Siekmann senior war klug genug, das Unternehmen früh auf eine breite Basis zu stellen. Zur Tankstelle und der Kfz-Werkstatt kam noch der Mineralölhandel hinzu. Kurz vor dem Ausbruch der Ölkrise in den 70er Jahren hatte Siekmann einen Mineralöl-Vorratstank gebaut. 500.000 Liter passen dort hinein – und dann kam die Ölkrise. Während sich das bei der Tankstelle nicht so stark bemerkbar machte, „war das Heizölgeschäft schwierig“.

Ende der 90er Jahre gab es zwei große Veränderungen: 1996 wurde aus der BP-Station eine Aral-Tankstelle, und 1999 übernahm die dritte Generation die Führung des Unternehmens. Zunächst waren es Volker Siekmann, seine Frau Manuela und Hans Siekmann jun., der jedoch mittlerweile in den Ruhestand ausgeschieden ist.

Heute hat das Unternehmen 16 Mitarbeiter, die zum großen Teil seit mehr als 20 Jahren dort beschäftigt sind. Und der Familientradition entsprechend ist auch Volker Siekmann offen für Neues: Noch in diesem Jahr soll eine Schnellladestation für E-Autos installiert werden.

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